Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf a.N. e.V.

Aktivitäten 2012

 

Protokoll (gekürzt) über die 22. ordentliche Hauptversammlung

Protokoll (gekürzt) über die 22. ordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf a. N. e. V. am 26. April 2012

Erster Vorsitzender Alwin Weber eröffnet die HV, zu deren Tagesordnung keine Änderungswünsche eingegangen sind. Ein besonderer Gruß gilt Claudia Altenburger, die Bürgermeister Hermann Acker vertritt, Elfi Roth vom SchwaBo und Edgar Güntensperger, der aus Spanien anreiste.

Der Vorstand ist vollzählig vertreten.

Alwin Weber beschränkt seinen Jahresrückblick auf zwei Punkte: die wegen zu geringer Beteiligung ausgefallene Ausfahrt nach Speyer zur Salier-Ausstellung und bedauert nochmals seine damalige Entscheidung; dann den großen Erfolg bei der Aktion Kaffee und Kuchen am Tag der Museen am 31.07.2012.

In geraffter Form trägt Schriftführerin Ingrid Liedtke ihren Jahresbericht vor, der dennoch alle Unternehmungen des Jahres 2011 enthält: 

15.01. Fahrt zur Landesausstellung in Mannheim: „Die Staufer und Italien“

19.02. Teilnahme an der HV des WGAV Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein, Stuttgart

17.03. Besuch des Museums „Erfinderzeiten“ in Schramberg.

10.05. Besuch der Stadtgärtnerei Obrndorf.

12.05. Teilnahme an Tagung des WGAV in Stuttgart, Thema: Um die Historie in ein besseres Licht zu bringen“.

12.05. Hauptversammlung GHKG

12.07. Mit Andreas Kussman-Hochhalter in Donaueschingen zu Vorbereitung des Aktionstages Geschichte 2012.

16.07. Jahresausfahrt nach Ravensburg mit Stadtrundgang und Besichtigung des Humpis-Quartiers.

31.07. Bewirtung mit Kaffee und Kuchen am Tag der Museen

18.11. Besuch des Heimat- und Waffenmuseums mit Fhrung durch Museumsleiter Andreas Kussmann-Hochhalter.

08.12. vorweihnachtliche Zusammenkunft im Wintergarten des Hotels Wasserfall; Thema „Bräuche im Winter“. 

Christine Weber gibt einen detaillierten Überblick über die finanzielle Situation des Vereins, dessen Guthaben bei rund   
10 000 € liegt.

Kassenprüfer Hans-Otto Armbruster bestätigt eine korrekte und übersichtliche Kassenführung und beantragt die Entlastung der Kassenführerin, die per Handzeichen einstimmig erteilt wird.

Da keine Wortmeldungen zu den Berichten vorliegen, beantragt Mitglied Paul Müller die Entlastung des Gesamtvorstandes, die einstimmig erteilt wird. 

Für die anstehenden Neuwahlen wird Paul Müller als Wahlleiter vorgeschlagen und einstimmig bestätigt.

Da sich alle Funktionsträger wieder zur Wahl stellen und keine weiteren Kandidaten vorgeschlagen werden, wird offen abgestimmt.

Die Wahl hat folgendes Ergebnis:

Erster Vorsitzender: Alwin Weber

Stellvertreterin: Erika Altenburger

Schriftführerin: Ingrid Liedtke

Kassenführerin: Christine Weber

Kassenprüfer: Hans-Otto Armbruster

Es haben sich also keine Veränderungen ergeben. 

Da keine Wünsche oder Anregungen vorgebracht werden, stellt Elmar Schmucker die geplante Gemarkungsbegehung vor. 

Nach einer knappen Stunde ist der offizielle Teil der HV für das Geschäftsjahr 2011 abgeschlossen.
 


Zu Besuch bei Lucius Pervincinus Saturninus

Die erste Ausfahrt der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte des Jahres 2012 führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die im Juli 2011 neu eröffnete Abteilung „arae flaviae“ (= flavische Altäre) des Dominikanermuseums in Rottweil.

Cornelia Votteler von der Rottweiler Tourist-Information führte die Gruppe sehr gekonnt durch das römische Municipium, das heißt eine Siedlung mit Stadtrechten. Die Besucher begleiteten den römischen Gutsbesitzer Lucius Pervincius Saturninus genau am 4. August 186 n. Chr. während  seines gesamten Tagesablaufes.

Zuerst hatte Lucius auf dem Forum Geschäftliches zu erledigen. Wachstafeln, deren Text sich auch in das Holz eindrückte, geben genauestens Auskunft über Datum und Ort.  Auf dem Markt konnte Lucius in einer Währung bezahlen, die im gesamten römischen Reich Geltung hatte. Die Stückelung der römischen Münzen wird hier übersichtlich dargestellt.

Dann schaute der Patron auf der Baustelle eines neuen Hauses vorbei und kontrollierte die Arbeiten.

Inzwischen tätigte seine Frau Einkäufe auf dem Markt; vielleicht kaufte sie auch „garum“, die ominöse Fischsoße, die nirgends fehlen durfte.

An Informationspulten kann man zu den einzelnen Ausstellungsthemen vertiefende Einzelheiten finden.

Die Ausrüstung eines Legionärs führt zum Bereich „Militaria“. Hier bekommt man auch einen Einblick in das Leben und die soziale Stellung eines Legionärs.

Schmuck der Frauen wird ebenso gezeigt wie Küchengeschirr und importierte Lebensmittel.

Im Mittelpunkt der Führung steht das herrliche Orpheus-Mosaik, das 1834 gefunden wurde. Orpheus bezaubert durch seinen Gesang Mensch und Natur.

Aber schon obliegt Lucius seinen Pflichten als Pater familias und opfert den Hausgöttern.

Einen Besuch im Theater hat er heute noch vor; eine Sitzreihe trägt seinen Namen.

Nach einem Badaufenthalt, der in der Ausstellung detailliert beschrieben wird und einem Besuch auf dem Friedhof zum Gedenken an einen Vorfahren kommt für Lucius der Höhepunkt des Tages: ein Festmahl mit Gästen. Natürlich wird auch die römische Gastlichkeit genau dargestellt.

Der fiktive Tag mit Lucius unter Führung von Cornelia Votteler verging wie im Flug.
 

Über den Alltag eines reichen Römers wusste Cornelia Votteler (Zweite von links) in der neu eröffneten 
Abteilung "arae flaviae" des Dominikaner-Museums in Rottweil viel zu erzählen. Text und Bild: Alwin Weber
 


Münzen und antike Mythen - Ein Vortrag von Hans-Joachim Hoeft

Wenn es auch sehr attraktive Parallelveranstaltungen gegeben hat, fanden doch rund 20 Personen den Weg in den Schwedenbau, um dem Vortrag „Beispiele römischer Münzprägung anhand ausgewählter Münzen“ von Hans-Joachim Hoeft zu folgen.

Zur zweiten Veranstaltung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte begrüßte deren Vorsitzender Alwin Weber Referent und Publikum und ging kurz auf das Problem ein, wie in einer (bar)geldlosen Gesellschaft Handel möglich sein kann.
Hans-Joachim Hoeft betonte zunächst, dass Münzgeld um 640 v. Chr. in Lydien, einem Land in Kleinasien, in Gebrauch kam. Es waren Stücke aus einer Gold-Silber-Legierung (Elektron).

Speziell auf römische Münzen eingehend, stellte der Referent als Beispiel einen Denar vor. Er trägt auf  seiner Vorderseite (Avers) die Aufschrift LIBERTAS, auf der Rückseite (Revers) BRUTUS. Auf dem Revers sind vier Personen sichtbar: zwei Liktoren mit Fasces, ein vorangehender Beamter und Lucius Julius Brutus, der den letzten römischen König vertrieben hat und die Libertas, die Freiheit brachte.

Hoeft stellte auch die Münznominale (Münzeinheiten) vor. So gab es ab 23 v. Chr. den Aureus (Gold), der in 25 Denar (Silber), 100 Sesterzen (Messing), 200 Dupondius (ebenfalls Messing) oder 400 As (Bronze) unterteilt worden ist. Auch die Titulatur der Kaisernamen wurde betrachtet: Feste Bestandteile waren Vorname (praenomen), Name des Geschlechtes (nomen gentile) und Beiname (cognomen).
Von jeder Münzgattung konnte Hans-Joachim Hoeft ein herausragendes Beispiel in seiner Präsentation vorstellen.

Der zweite Abschnitt des Abends war den provinzialrömischen Prägungen gewidmet. So zeigt eine Münze aus der Provinz Moesien, einem Gebiet nördlich des heutigen Makedonien, eine Berggöttin, die Personifizierung der Provinz.
Unter Hadrian wurde eine Münze zu Ehren der Provinz Hispania geschlagen, die auf dem Revers deutlich ein Kaninchen zeigt. Die Geschichte dazu ist ebenso skurril wie auch schlüssig.

Der Referent verstand es prächtig, auch scheinbare Nebensächlichkeiten in Münzbildern in einen logischen Zusammenhang zu stellen, so dass nicht nur Steine, sondern auch Münzen zu „reden“ begannen.
Nach dem Vortrag bedankte sich Alwin Weber mit einem Weinpräsent; das eigentliche Honorar, so Hans-Joachim Hoeft, soll der „Lebenshilfe Oberndorf“ zufließen.


Antike Münzen aus seiner eigenen Sammlung stellte Hans-Joachim Hoeft vor. 
Vor allem Münzen aus provinzalrömischer Herkunft wurden berücksichtigt und ihre 
mythologischen Bilder auf den Rückseiten erklärt. Text und Bild: Alwin Weber

 


 

Die neue Ausstellung im Alten Schloss - Legendäre Meisterwerke

In knapp neunzig Minuten durchstreiften Mitglieder der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte bei ihrem Besuch der neu gestalteten Räume im Stuttgarter Alten Schloss 70000 Jahre Kulturgeschichte. Dr. Birgit Wüller verstand es prächtig den Bogen von der Zeit des Neandertalers bis zum Königreich Württemberg zu spannen.

Das älteste Stück der Ausstellung ist ein Faustkeil, dessen Alter die Wissenschaftler auf rund 70000 Jahre schätzen. Dieser Faustkeil ist ein wahres Universalwerkzeug, zum Schlagen, Schneiden, Schaben und Bohren geeignet.

In diesem Raum schweben zarte, leise Flötentöne in der Luft. Sie stammen von der rund 35000 Jahre alten Schwanenknochenflöte aus der Geißenklösterle-Höhle im Alb-Donau-Kreis, dem ältesten bekannten Musikinstrument weltweit.

Die Venus vom Hohle Fels, das nur zentimetergroße Mammut und das Löwenköpfchen  aus der Vogelherdhöhle sind Zeugnisse höchster Kunst der Eiszeitmenschen.

Über die erste Keramik, die rund 5100 v. C. in Gebrauch kam, ging die Zeitreise weiter zu Relikten, die das Aufkommen des Rades belegen.

Über die Kupfer- und Bronzezeit führt der kulturhistorische Weg zum Eisen und hier vor allem in die Welt der Kelten. Doch auch keltische Glasperlen bestechen durch ihre Schönheit und Kunstfertigkeit in der Herstellung.

Die Römerzeit in Deutschlands Südwesten wird durch einen hervorragend gearbeiteten Gesichtshelm belegt wie auch durch berückend schönen Schmuck – Gold in Kombination mit Lapislazuli.

Die Alamannenzeit zeigt vor allem den Übergang vom Heiden- zum Christentum und ist damit wichtiger Zwischenschritt zu den Kunstwerken des christlichen Mittelalters, das unter anderem durch den „Talheimer Altar“ präsentiert wird.

Mit Bildern Herzogs Eberhard im Barte und Herzog Carl Eugens in antikisierender Darstellung wird der Weg zum Königreich Württemberg vorbereitet, dessen Krone von 1806 noch immer tief beeindruckt.

Doch über all den kulturhistorischen „Weltwundern“ ist auch eine Schantlelarve aus „Oberndorf, Neu-Württemberg“ zu sehen, die dieser großartigen Schau wiederum liebenswert menschliche Züge verleiht.


Interessiert betrachten Teilnehmerinnen der Ausfahrt nach Stuttgart die Krone der ehemaligen 
württembergischen Könige. Text und Bild: Alwin Weber
 
 

Bei den Kelten in Stuttgart

„Wer sind die Kelten?“ – diese Frage stellte Barbara Marschner, die eine Gruppe von mehr als 25 Gästen und Mitgliedern der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte durch Teil eins der Ausstellung „Die Welt der Kelten“ in Stuttgart führte.

Die Zeit, während der die Angehörigen dieses Volkes in Europa und Kleinasien nachweisbar sind, erstreckt sich ungefähr von 800 v. Chr. bis 250 n. Chr., es ist die Hallstadt- und La-Tène-Zeit.

Herausragend an den Kelten ist, so Barbara Marschner, dass sie es verstanden haben, durch (importiertes) Eisen die Bronze zu verdrängen.

Gesellschaftlich waren die einzelnen Stämme der Kelten sehr stark gegliedert, wie prachtvolle Begräbnisstätten zeigen, doch nur 0,5 Prozent gehörten der Elite an. Wenn auch die Begräbnisanlage „Magdalenenberg“ bei Villingen schon von Grabräubern geplündert worden war, so zeigt allein ihre Größe, dass hier eine mächtige Oberschicht geherrscht haben muss. Nach dendrochronologischen Daten wurde die Grabkammer 616 v. Chr. angelegt.

Die Bestattungsanlage des „Fürsten von Hochdorf“ war unversehrt und bot unglaubliche Schätze, die vom Reichtum des Stammesführers zeugen. Ist die keltische Heuneburg, die älteste nachgewiesene Siedlung nördlich der Alpen, die Stadt Pyrene, von der schon der griechische Historiker Herodot berichtet, dass sie am Anfang des Flusses „Ister“ (Donau) liegt?

Neben der Fertigkeit in der Eisenbearbeitung kommen dann im Alten Schloss im zweiten Teil dieser Dokumentation die „Kostbarkeiten der Kunst“ zu ihrem Recht.

Der aus Stein gehauene Krieger von Hirschlanden, die älteste Großplastik nördlich der Alpen, so Führerin Gudrun König, ist ein Zeichen der Macht.

Hier nun werden Einzelstücke aus dem Fürstengrab von Hochdorf gezeigt, die ob ihrer Kunstfertigkeit höchste Bewunderung verdienen.

Goldhalsringe, die, um sie an- und abzulegen, in sich zusammengeschoben werden können, zeugen von immenser Meisterschaft der Metallbearbeitung.

Ob Trichtinger Silberring (dessen Funktion noch nicht abschließend geklärt werden konnte und der die Gruppe natürlich besonders interessierte) oder Kessel von Gundestrup, ob Armreifen aus überfangenem Glas (deren Herstellung noch Rätsel aufgibt) oder die keltischen Interpretationen römischer Portraitbüsten, das handwerkliche Geschick der keltischen Stämme, die sich nie zu einem einheitlichen Reich verbinden konnten, ist unglaublich – und unglaublich schön.

Kelten Stgtt
Tief beeindruckt von Vielschichtigkeit der Kultur waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ausfahrt 
zur großen Ausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart. Text und Bild: Alwin Weber

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