Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf a.N. e.V.
Aktivitäten 2012
Wenn es auch sehr attraktive Parallelveranstaltungen gegeben hat, fanden doch rund 20 Personen den Weg in den Schwedenbau, um dem Vortrag „Beispiele römischer Münzprägung anhand ausgewählter Münzen“ von Hans-Joachim Hoeft zu folgen.
Zur zweiten Veranstaltung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte begrüßte deren Vorsitzender Alwin Weber Referent und Publikum und ging kurz auf das Problem ein, wie in einer (bar)geldlosen Gesellschaft Handel möglich sein kann.
Hans-Joachim Hoeft betonte zunächst, dass Münzgeld um 640 v. Chr. in Lydien, einem Land in Kleinasien, in Gebrauch kam. Es waren Stücke aus einer Gold-Silber-Legierung (Elektron).
Speziell auf römische Münzen eingehend, stellte der Referent als Beispiel einen Denar vor. Er trägt auf seiner Vorderseite (Avers) die Aufschrift LIBERTAS, auf der Rückseite (Revers) BRUTUS. Auf dem Revers sind vier Personen sichtbar: zwei Liktoren mit Fasces, ein vorangehender Beamter und Lucius Julius Brutus, der den letzten römischen König vertrieben hat und die Libertas, die Freiheit brachte.
Hoeft stellte auch die Münznominale (Münzeinheiten) vor. So gab es ab 23 v. Chr. den Aureus (Gold), der in 25 Denar (Silber), 100 Sesterzen (Messing), 200 Dupondius (ebenfalls Messing) oder 400 As (Bronze) unterteilt worden ist. Auch die Titulatur der Kaisernamen wurde betrachtet: Feste Bestandteile waren Vorname (praenomen), Name des Geschlechtes (nomen gentile) und Beiname (cognomen).
Von jeder Münzgattung konnte Hans-Joachim Hoeft ein herausragendes Beispiel in seiner Präsentation vorstellen.
Der zweite Abschnitt des Abends war den provinzialrömischen Prägungen gewidmet. So zeigt eine Münze aus der Provinz Moesien, einem Gebiet nördlich des heutigen Makedonien, eine Berggöttin, die Personifizierung der Provinz.
Unter Hadrian wurde eine Münze zu Ehren der Provinz Hispania geschlagen, die auf dem Revers deutlich ein Kaninchen zeigt. Die Geschichte dazu ist ebenso skurril wie auch schlüssig.
Der Referent verstand es prächtig, auch scheinbare Nebensächlichkeiten in Münzbildern in einen logischen Zusammenhang zu stellen, so dass nicht nur Steine, sondern auch Münzen zu „reden“ begannen.
Nach dem Vortrag bedankte sich Alwin Weber mit einem Weinpräsent; das eigentliche Honorar, so Hans-Joachim Hoeft, soll der „Lebenshilfe Oberndorf“ zufließen.
Antike Münzen aus seiner eigenen Sammlung stellte Hans-Joachim Hoeft vor.
Vor allem Münzen aus provinzalrömischer Herkunft wurden berücksichtigt und ihre
mythologischen Bilder auf den Rückseiten erklärt. Text und Bild: Alwin Weber
Die neue Ausstellung im Alten Schloss - Legendäre Meisterwerke
„Wer sind die Kelten?“ – diese Frage stellte Barbara Marschner, die eine Gruppe von mehr als 25 Gästen und Mitgliedern der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte durch Teil eins der Ausstellung „Die Welt der Kelten“ in Stuttgart führte.
Die Zeit, während der die Angehörigen dieses Volkes in Europa und Kleinasien nachweisbar sind, erstreckt sich ungefähr von 800 v. Chr. bis 250 n. Chr., es ist die Hallstadt- und La-Tène-Zeit.
Herausragend an den Kelten ist, so Barbara Marschner, dass sie es verstanden haben, durch (importiertes) Eisen die Bronze zu verdrängen.
Gesellschaftlich waren die einzelnen Stämme der Kelten sehr stark gegliedert, wie prachtvolle Begräbnisstätten zeigen, doch nur 0,5 Prozent gehörten der Elite an. Wenn auch die Begräbnisanlage „Magdalenenberg“ bei Villingen schon von Grabräubern geplündert worden war, so zeigt allein ihre Größe, dass hier eine mächtige Oberschicht geherrscht haben muss. Nach dendrochronologischen Daten wurde die Grabkammer 616 v. Chr. angelegt.
Die Bestattungsanlage des „Fürsten von Hochdorf“ war unversehrt und bot unglaubliche Schätze, die vom Reichtum des Stammesführers zeugen. Ist die keltische Heuneburg, die älteste nachgewiesene Siedlung nördlich der Alpen, die Stadt Pyrene, von der schon der griechische Historiker Herodot berichtet, dass sie am Anfang des Flusses „Ister“ (Donau) liegt?
Neben der Fertigkeit in der Eisenbearbeitung kommen dann im Alten Schloss im zweiten Teil dieser Dokumentation die „Kostbarkeiten der Kunst“ zu ihrem Recht.
Der aus Stein gehauene Krieger von Hirschlanden, die älteste Großplastik nördlich der Alpen, so Führerin Gudrun König, ist ein Zeichen der Macht.
Hier nun werden Einzelstücke aus dem Fürstengrab von Hochdorf gezeigt, die ob ihrer Kunstfertigkeit höchste Bewunderung verdienen.
Goldhalsringe, die, um sie an- und abzulegen, in sich zusammengeschoben werden können, zeugen von immenser Meisterschaft der Metallbearbeitung.
Ob Trichtinger Silberring (dessen Funktion noch nicht abschließend geklärt werden konnte und der die Gruppe natürlich besonders interessierte) oder Kessel von Gundestrup, ob Armreifen aus überfangenem Glas (deren Herstellung noch Rätsel aufgibt) oder die keltischen Interpretationen römischer Portraitbüsten, das handwerkliche Geschick der keltischen Stämme, die sich nie zu einem einheitlichen Reich verbinden konnten, ist unglaublich – und unglaublich schön.
Tief beeindruckt von Vielschichtigkeit der Kultur waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ausfahrt
zur großen Ausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart. Text und Bild: Alwin Weber