Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf a.N. e.V.

Aktivitäten 2025

 

 Hauptversammlung 26.05.2025
Protokpll Annemarie Bartsch

34igste Hauptversammlung im Gasthof Turnerheim
in Oberndorf a. N.

Ich darf sie auch recht herzlich begrüßen zur diesjährigen Hauptversammlung
hier im Turnerheim.
Die letzte Hauptversammlung war 26.06.2024.
Die Versammlung wurde fristgerecht bekanntgegeben.
In einer Schweigeminute gedachte man der verstorbenen Mitglieder.
Herr Kussmann-Hochhalter, empfahl der Versammlung die Entlastung der Vorstandschaft die einstimmig angenommen wurde. Herr Bürgermeister Winter leitete die Neuwahlen der Vorstandschaft.
Da kein neuer Vorstand gefunden werden konnte, erklärte sich Alwin bereit für ein weiteres Jahr den Verein zu führen. Dieser Entschluss fand die dankbare Zustimmung der anwesenden Mitglieder. Alwin wurde einstimmig wieder ge-wählt. Auch die 2. Vorsitzende Erika Altenburger die Kassiererin Christine Weber und die Schriftführerin Annemarie Bartsch, wurden einstimmig wieder gewählt.Nach den Wahlen und dem offiziellen Ende der Hauptversammlung überraschten wir Alwin mit einem herzlichen Dankeschön für seine 25 jährige Vorstandschaft in der Gesellschaft. Für seine hervorragende, bewunderungs-werte Arbeit ernannten wir Alwin zum Ehrenvorsitzenden.
Was hat die Gesellschaft im Jahr 2024unternommen, was waren die Aktivitäten.
Es wurden 3 Sitzungen abgehalten. Beide fanden bei Christine und Alwin Weber in der Mauserstr. statt.Am 04.09.2924 fuhren wir mit 25 Mitglieden mit dem Zug nach Konstanz. Dort besuchten wir die schöne und hochinteressante Landes - Ausstellung,
Welterbe des Mittelalters, 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau.
Die Anfänge des Inselklosters auf der Reichenau liegen im unerfreulich dickem Nebel. Schriftliche Quellen gibt es keine. Erst ca. 100 Jahre nach der Gründung erfahren wir mehr. Ein Klosterlehrer Namens Wetti erkrankte am 29.10.824 so schwer, daß er eine Nahtoterfahrung machte. Aus Dankbarkeit über seine Genesung verfasste er einige Briefe und Berichte über seine Erfahrung. Danach starb er in der darauffolgenden Nacht.
In Verbindung mit der Legende, dass im Jahr 724, der Wandermönch Pirmin auf der Bodenseeinsel Reichenau das Kloster gegründet hat, werden auch König Theuderich und der Adelige Sinlaz genannt. Die bis ins Frühjahr im Nebel liegende Insel wirkt auf den ersten Blick weltab-gewandt, gehörte im Mittelalter aber zu den Zentren Europas. In Isolation konnten die Mönche ihren Klosteraltag leben. Jedoch lebten die Mönche un-mittelbar an dem durch den Bodensee verlaufenden Rhein und damit an einer der wichtigsten Verkehrsachsen, die weite Teile des Frankenreichs miteinander verband.Die Reichenau war ein prosperierendes geistiges Zentrum. Die Mönche entstammten dem süddeutschen Hochadel. Die Herrscherhäuser schenkten dem Kloster zudem zahlreiche Besitztümer. Im Gegenzug hielt der Konvent die Erinnerung an die großzügigen Spender wach. Entsprechend dem Glauben der Zeit, war dies die Voraussetzung für die Erlösung nach den Tod.Die von den Mönchen in Reichenau angefertigten Handschriften sind heute weltbekannt. Im Skriptorium arbeitete jeweils ein ganzes Team von Künstlern an einem der wunderschönen wertvollen Prachtbüchern.
Eugen Bors der durch die Ausstellung führte, erklärte uns, wie eine Tierhaut gegerbt und fertig bearbeitet wurde um darauf schreiben zu können.
Auch das schneiden eines Gänsekiels, das mischen von Tinten wie Gold- und Silbertinten, für die Prachtinschriften wurde erklärt. Genauso wie das anfertigen der Farben für die Buchmalerei, hauptsächlich aus gemahlenen Halbeldel-steinen, wurde anschaulich dargestellt.Das Kloster Reichenau, war ein Zentrum des Wissens und der Gelehrsamkeit. Die bekanntesten Vertreter waren der Dichter und Botaniker Walafid Strabo, er schrieb den Hortulus, das erste botanische Werk des Mittelalters zu Beginn der 840er Jahre. Aber nicht für den Gärtner sondern für den Arzt. Und das Universalgenie Hermann der Lahme, die überragende kulturelle Persönlichkeit des 11. Jahrhundert war Dichter und Lehrer..Das Kloster Reichenau, spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle für die regionale Bevölkerung. Tausende von Menschen waren wirtschaftlich mit dem Kloster verbunden. Jedoch die zentrale Aufgabe der Mönche war das Gebet. Die Mönche beteten für 38 000 Personen. Damit komme ich auf ein wichtiges Büchlein, dem Verbrüderungsbuch zu sprechen. Das zwischen 824/25 bis 1500 geführte Gedenkbuch gibt mit der schieren Zahl von 38 000 aufgeführten Namen den Hinweis! Dass die Reichenau Europaweit mit rund 50 anderen Klöstern eine Gebetsverbrüderung genannte Vereinbarung hatte. Man betete wechselseitig füreinander und erinnerte auch an Förderer und Gönner, mit denen man im Kontakt stand.
Nach der Führung bedankte sich Alwin bei Herrn Bors für die Führung und übergab ein Geschenk.
Nachdem wir für das leibliche Wohl gesorgt hatten, fuhren wir wieder nach Oberndorf zurück.Am 05.11.24 erreichte uns die traurige Nachricht, daß unsere 2. Vorsitzende und Gründungsmitglied, Erika Altenburger gestorben ist. Sie hat sich mit Herzblut und viel Engagement in die Gesellschaft eingebracht. Vorträge gehalten und war immer präsent wenn wir sie gebraucht haben. Als die Gesundheit nachlies, bedauerte Erika nun nicht mehr so präsent sein zu können. Sie hinterlässt eine große Lücke und fehlt uns wirklich sehr.Am 03.12.24 fand die Jahresabschlußfeier im Turnerheim statt. Ich unterhielt die Mitglieder mit einem Märchen aus dem Pentarmeron.Damit bin ich am Schluß angelangt. Ich wünsche der Versammlung noch einen weiteren guten Verlauf.

 

 

 "Uffrur" in Bad Schussenried
Ausfahrt zur großen Landesausstellung

Bei idealem Reisewetter folgten 17 Interessierte dem Angebot der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte die Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ im ehemaligen Kloster in Bad Schussenried zu besuchen.

Auf der Hinreise gab Alwin Weber, der Vorsitzende des Vereins,  einen kurzen allgemeinen Überblick über die Zeit um 1500 – vor allem über die sozialen Verhältnisse und deren Entwicklung.

Im Neuen Kloster in Bad Schussenried wies Wolfgang Gutmann, der die Gruppe führte, auf die Umbruchstimmung dieser Zeit hin und stellte auch die Personen vor, welche jeweils für eine soziale Schicht stehen sollten.

Neben der grafischen Darstellung des zeitlichen Ablaufs dieser räumlich immer getrennten Aufstände wurden diese Personen in großen Einzelporträts und auch in Aktionen miteinander gezeigt.

Jörg Ratgeb, Zeichner und Maler, wurde von den württembergischen BäuerInnen zu ihrem Anführer bestimmt; Magdalena Scherer aus Stuttgart, die wahrscheinlich ein Badehaus (heute wäre es eine Wellness-Oase) betrieb, schürte den Widerstand gegen das Haus Habsburg; Jörg Truchsess von Waldburg, hochrangiger Adeliger, wurde vom Schwäbischen Bund (Fürsten, Adelige, Reichsstädte) mit der Niederschlagung des Aufstandes beauftragt; Götz von Berlichingen, fränkischer Ritter, wurde – gegen seinen Willen – zum Hauptmann der Neckartäler und Odenwälder Bauern ernannt; Sebastian Lotzer aus Horb, Laientheologe und Prediger der Reformation, erarbeitet die „Zwölf Artikel“, das politische Programm der BäuerInnnen; Margarete Renner, verwitwete Bäuerin aus Böckingen, prangerte die hohen Abgaben und Steuern an; Jakob Murer, Abt des Klosters Weißenau zeigte Verständnis für die BäuerInnen, verteidigte aber die „alte Ordnung“; Stefan Rahl, Leibeigener des Klosters Weißenau, also Jakob Murers, Anführer der Weißenauer Bauer, kämpfte für die Gott gewollte Gleichheit aller Menschen.

Das waren also die Akteure.

In vielen Vitrinen wurden Zeugnisse der materiellen Kultur der Zeit um 1520 gezeigt. Von einfachen Schuhen über die ärmliche und vielgeflickte Kleidung der armen Bevölkerung und die pelzverbrämten, aus kostbaren Stoffen bestehenden Oberkleider der Reichen, bis zur „Bauernwehr“ und Hakenbüchse wurde der Zeit ein „greifbares“ Gesicht gegeben.

Eine Vielzahl von frühen Drucken, darunter auch „die Zwölf Artikel“ standen für die Bedeutung dieser neuen Technik.

Waren auf den zeitgenössischen Abbildungen die Bauern gegenüber Adeligen oder Städtern immer als ungelenk – beispielsweise beim Tanzen -  und „tumb“ dargestellt, so zeigt ein Bild am Ende dieser Ausstellung die Wirklichkeit: eine Bäuerin, gezeichnet von den Mühsalen ihres Lebens, ausgebrannt, ohne Zukunft – auf den Himmel hoffend.

 

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Die Teilnehmer an der "Uffrur"Ausfahrt