Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf a.N. e.V.

Aktivitäten 2014



Ins Luftschiff LZ 129 geschaut und "Lehrer Lämpel" besucht


Die jüngste Ausfahrt der Gesellschaft für Heimat- und  Kulturgeschichte führte die 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das Zeppelin- und das Schulmuseum in Friedrichshafen.

Von Kurt Drechsel, einem Oberndorfer, der schon seit Jahrzehnten in Friedrichshafen lebt, perfekt vorbereitet, konnten die GHKG-ler um 10 Uhr mit der Führung im Zeppelin-Museum starten. Kurt Drechsel stellte Manfred Sauter mit engen Beziehungen zu Oberndorf , den Vorstandvorsitzenden des Freundeskreises zur Förderung des Zeppelin-Museums vor, der sich bereit erklärt hatte, die Gruppe zu führen.

Zunächst gab Manfred Sauter einen Überblick über die Geschichte Friedrichshafens, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit dem Namen und Unternehmen Zeppelin aufs das engste verbunden ist.  Auch die Geschichte der Firma Maybach, die für viele Luftschiffe die Motoren lieferte, kann hier angegliedert werden.

Eine Katastrophe, die sich zur Sternstunde in der Geschichte der Luftschifffahrt wenden sollte, war der vernichtende Brand des LZ 204 im Jahr 1908, der die „Zeppelinspende des deutschen Volkes“ auslöste durch die mehr als sechs Millionen Goldmark gesammelt werden konnten – der finanzielle Grundstock für das weitere wirtschaftliche Überleben (und die Zeppelin-Stiftung).

Nach diesen Einführungen ging es in einige originalgetreu nachgebaute Räume des Räume des LZ 129 immerhin mehr als 30 Meter lang.

Im Gesellschaftsraum herrschte absoluter Komfort. Der Schreib- und Leseraum waren dazu angetan, Briefe oder Grußkarten per Luftpost befördern zu lassen.

Vorbei an riesigen Vitrinen, in denen technische Einzelteile und Navigationsgeräte ausgestellt und von Manfred Sauter sehr verständlich erklärt wurden, konnte die Gruppe durch den Nachbau eines Abschnittes des Rumpfinneren einen Eindruck bekommen, welch gigantische Ausmaße ein Luftschiff wie LZ 127 hatte.

Die Fragen nach der Verwendbarkeit der Luftschiffe im Ersten Weltkrieg, der Bedeutung eines Mannes wie Hugo Eckener oder des Einsatz von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges waren ebenso Themen wie die Technik des „neuen“ Zeppelins NT (neue Technik).

Mit einem Blick in die „Zeppelin-Wunderkammer“, einer Sammlung verschiedenster Objekte, angefangen vom Zeppelin-Anstecker über Portraits des Grafen bis zu Zeppelin-Modellen fand diese Führung, die immenses Wissen mit genialer und humorvoller Präsentation verband, ihr Ende.

Manfred Sauter, ein "Zeppeliner" mit Leib und Seele, wusste alles über Luftschiffe aus Friedrichshafen.

Nach dem Mittagessen im Restaurant des alten Hafenbahnhofes mit herrlicher Aussicht auf den Bodensee und einem Spaziergang entlang der Seepromenade wartete schon Gerhard Ahner – der Oberndorfer „Ahnerbäck“ war sein Onkel – auf die Gruppe, um als ehemaliger Gymnasiallehrer und Kollege Kurt Drechsels durch das Schulmuseum zu führen.

Angefangen bei den mittelalterlichen Klosterschulen über das Entstehen der frühneuzeitlichen „Winkelschulen“, in denen  praktische Fähigkeiten gelehrt wurden, konnte die Entwicklung der Schule bis in die Neuzeit erlebt werden

Nicht wundern darf man sich, so Gerhard Ahner, dass die erste Schulordnung für das Herzogtum Württemberg noch in der Kirchenordnung von 1559 zu finden ist.

Doch dann ging es bei einem Rundgang durch das Museum auf Zeitreise. Als erstes durften sich die Besucherinnen und Besucher in einen Schulraum mit der Ausstattung von etwa 1850 quetschen. Enge Bänke, Schiefertafeln, Griffel, die in ungeübter Kinderhand fürchterlich quietschten und auch abgebrochen sind, waren noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu finden.
Ein Schulraum um 1900, so Gerhard Ahner, ließ schon von der Aufteilung die Machtverhältnisse erkennen: der Lehrer auf erhöhtem Katheder, darüber das Bild Seiner Majestät, des deutschen Kaisers und noch höher, über der Tür,  das  Kruzifix. Gehorchen und Disziplin waren die Tugenden, die dreißig Jahre später in subtiler Weise genutzt wurden, ein verbrecherisches Regime aufbauen zu können.


Lehrer Lämpel ist wieder auferstanden

Wenn in dieser Führung oft auf die übertriebene Härte mancher – oft ländlicher – Schulmeister hingewiesen wurde, fehlte auch der Blick auf die vielfach miserablen Lebensumstände der Lehrer nicht.


Die Hände schön brav auf die Pulte! Gerade sitzen! Nicht schwätzen! "Lehrer" Gerhard Ahner 
(oben) hatte ein wachsames Auge auf seine"Schüler" - Mitglieder der Gesellschaft für
Heimat- und Kulturgeschichte Oberndorf.

Doch bei allem sprach bei Gerhard Ahner in seinen Ausführungen immer wieder die Liebe zu den Schulkindern, zum Beruf des Pädagogen und zu „seinem“ Museum. Dies war eine Museumsführung, von der mehr als Faktenwissen hängen bleiben wird. Text und Bilder: Alwin Weber



Besuch beim Konstanzer Konzil

Oberndorf. „1414 – 1418 Weltereignis des Mittelalters – Das Konstanzer Konzil“ ist die Ausstellung benannt, die derzeit an dieses große Ereignis in der Bodenseestadt erinnert und die Ziel einer Ausfahrt der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte gewesen ist.

Alice Zimmermann führte die GHKG- Gruppe äußerst fachkundig durch diese Ausstellung. Das 1388 – 1391 erbaute Lager- und Kaufhaus, heute kurz „Konzil“ genannt, ist das größte Exponat, so Alice Zimmermann.

Dass dieses vor allem kirchliche Ereignis natürlich auch weltliche Komponenten hatte, ist klar. Drei Päpste kämpften seit 1378 um die Macht: Bei Amtsantritt König Sigismunds 1411 stritten sich Gregor XII., Benedikt XIII. und Johannes XXIII. um den Primat der katholischen Kirche. Es war das so genannte Große Abendländische Schisma. Der katholische Glaube war das einigende Band um das „Heilige römische Reich“; eine Spaltung bedeutete existentielle Gefahr. Aus diesem Grund berief König Sigismund das Konzil ein. Die „causa unionis“, die Einheit der Kirche, war oberstes Ziel.

Die Stadt Konstanz war, wie Landkarten aus dieser Zeit zeigen, für solch ein Ereignis bestens geeignet: Sie war auf neutralem Boden, zu Wasser und auf dem Landweg gut erreichbar, und hatte ein gutes Hinterland für die Versorgung einer großen Menschenmenge.

Wie die Ausstellung zeigt, waren auch Unterkünfte für Kaiser und Kleriker vorhanden. Alice Zimmermann konnte belegen, dass aber die Konstanzer Bürger die Knappheit an Unterkünfte für „normale“ Konzilsbesucher weidlich ausnutzten: Ein großes Weinfass mit ein wenig Stroh ausgelegt, wurde zu üppigen Preisen als Nachtlager angeboten.

Mit die interessantesten Exponate sind verschiedene Ausgaben der „Richental-Chronik“. Ulrich von Richental berichtete vom Leben und Treiben der einfachen Leute. Offizielle Konzilstexte sind für ihn nicht so wichtig, doch fast lustvoll schildert er die Verbrennung des Jan Hus.

Für die vielen Damen, deren berühmteste wohl „Imperia“ an der Konstanzer Hafenmole ist, steht sinnbildlich eine Vertreterin aus Straßburg in ihrem „Fensterteufelskleid“.

Da die meisten Menschen zu Fuß nach Konstanz gekommen waren, also eine lange Reise machen mussten, sind auch Reisekelche für die Kommunion und Reisealtäre für die heilige Messe ausgestellt. Italienische Konzilsteilnehmer hatten sogar kleine Backöfen dabei, um nicht auf ihr gewohntes Brot verzichten zu müssen.

Eine große Rolle spielt natürlich die Verurteilung und Hinrichtung – trotz kaiserlicher Zusicherung freien Geleits – des Jan Hus, der tschechisch und nicht mehr lateinisch predigte und nur Christus, aber nicht dem Papst gehorsam sein wollte. Ist der ausgestellte „Hussenfetzen“ wirklich ein Stück seines Mantels?

Ein ganz anderes Los hatte das Konstanzer Konzil für den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich VI von Zollern, bereit: er wurde von König Sigismund am 18.04.1417 mit der Mark Brandenburg belehnt und wurde somit zum Stammvater der bis 1918 regierenden Hohnzollern.

Doch was geschah mit den drei rivalisierenden Päpsten? Auch hierauf gibt die Ausstellung Auskunft. König Sigismund drängte die Kirchenversammlung nach der Absetzung der drei Päpste einen neuen zu wählen. Im „Kaufhaus“ wurden Konklavezellen eingerichtet; vom 8. bis 11. November 1417 dauerte die Prozedur der Wahl, aus der Oddo di Colonna als Papst Martin V., der erst zum Priester geweiht werden musste, hervorging.

Diese Ausstellung ist Spiegel einer Zeit, in der einmal mehr um die (geistige)  Einheit Europas gerungen wurde.


Alice Zimmermann verstand es prächtig, durch die Komplexität der Ausstellung zu führen. Foto: Weber


 

Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim zeigt beeindruckende Dokumentation

Die Ausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein“ im Zeughaus und im Schloss Mannheim war Ziel der jüngsten Ausfahrt der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte.

Wie entstand die Verbindung zwischen dem Herzogtum Bayern und der Pfalzgrafschaft bei Rhein? Diese Fragen zu klären war Sinn dieser Exkursion.

Auf der Hinfahrt sprach Alwin Weber, der Vorsitzende der Gesellschaft, die Voraussetzungen an, die zur Belehnung des Hauses Wittelsbach mit der Kurpfalz führten.

Im Zeughaus in Mannheim führte Ramona Brenbati-Wille eine Gruppe durch beide Teile der Aufstiegsgeschichte und stellte anhand von Wappen die drei beteiligten großen Geschlechter Welfen, Staufer und Wittelsbacher vor.

Wie auch die Staufer, so schafften es auch die Grafen von Scheyern  – sie verlegten ihren Sitz von Burg Scheyern 1125 auf die dann namengebende Burg Wittelsbach – ihren Machtbereich immer weiter auszudehnen. 1180 wurde der kaisertreue Pfalzgraf Otto von Wittelsbach durch Kaiser Barbarossa mit dem Herzogtum Bayern belehnt.

Wiederum für treue Vasallendienste, so die Führerin, erfolgte 1214 eine entscheidende weitere Privilegierung: Kaiser Friedrich II. verlieh dem Wittelsbacher Ludwig dem Kelheimer die Pfalzgrafschaft bei Rhein, da der letzte Herrscher aus der Dynastie der Welfen, Heinrich, kinderlos verstarb.

Nun waren die Wittelsbacher Herzöge in den Rang eines Kurfürsten aufgerückt.

Auch wieder durch verschiedene Dokumente belegt, wird in der Ausstellung gezeigt, wie die Trennung der Territorien im Hausvertrag von Pavia 1329 vollzogen wird.

Von dort an gibt es zwei Wittelsbacher Linien, die sich, auch das zeigen die Objekte, nicht immer grün waren.

Beeindruckend ist es, historische Objekte wie die „Goldene Bulle“, einmal vor sich zu sehen.

Großer Wert wird in dieser Ausstellung auch auf den Aspekt der wirtschaftlichen Macht gelegt, durch die Rheinschifffahrt verdeutlicht. Das Verhältnis der Herrscher zu ihren jüdischen Mitbürgern und innenpolitische Großtaten, wie die Gründung der Universität Heidelberg 1386, werden ebenso thematisiert.

Wunderschöne Stücke der Buchmalerei, der Teppichweberei und des Plattnerhandwerkes runden den ersten Teil der Ausstellung ab.

Wenn man durch das riesige Treppenhaus des Mannheimer Schlosses zum zweiten Teil der Ausstellung, in den ersten Stock, die bel étage, steigt, kann man erfühlen, was es hieß, im frühen 18. Jahrhundert der Fürst eines (nicht allzu großen) Landes gewesen zu sein.

Die „moderne Zeit“, die im Schloss dargestellt wird, befasst sich vor allem mit der Problematik der Reformation, dem „konfessionellen Zeitalter“. Zutiefst von den Ereignissen am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges war Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, der „Winterköng“, betroffen. Ein Ölgemälde zeigt ihn lebensgroß. Er ließ sich als Führer der evangelischen Union 1619 zum König von Böhmen wählen, unterlag aber den kaiserlichen Truppen schon 1620 in der Schlacht am Weißenberg. Zahlreiche Stücke aus dieser Zeit werden gezeigt.

Historisch am wichtigsten ist, dass aufgrund seines Eintretens für die katholische Sache Herzog Wilhelm V. von Bayern an Stelle des Pfälzers durch Kaiser Ferdinand II. 1623 zum Kurfürsten erhoben wurde. Eine schöne Zeichnung hat diesen Augenblick festgehalten.

Das Heidelberger Schloss, seitherige Residenz der Pfälzer Herrscher, war zu Beginn des 18. Jahrhunderts nicht mehr „en vogue“. Kurfürst Carl Philipp begann 1720 mit dem Bau des Mannheimer Schlosses, das sich natürlich an Versailles orientierte.

Der „Ritter“-, „Marmor“- oder Ahnensaal ist ein hervorragendes Beispiel für grandiose Barock-Architektur.

Viele Ausstellungstücke führen zu Kurfürst Carl Theodor(1648 wurde für die Pfalz die achte Kurwürde installiert), der 1777 in München den vakanten Thron besetzen konnte – ja musste. Es fiel ihm nicht leicht, aus seiner äußerst kultivierten Mannheimer Residenz mit der stilbildenden Hofkapelle ins etwas rustikale München zu wechseln. Dass er Bayern gegen die habsburgischen Niederlande tauschen wollte, machte ihn in München nicht sehr beliebt.

Welche Bedeutung aber die Wittelsbacher am Rhein für die Geschichte hatten, zeigt diese Ausstellung in hervorragender Weise durch wertvollste Stücke und durchdachte Präsentation



Die Wittelsbacher waren eine Reise wert.

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